Bericht der Delegation 2013 zur Harvard WorldMUN
17. März 2013, 15 Uhr, Treffpunkt Nicholson Street 168, Melbourne.
Treffen sich 15 Bayern in Melbourne. Was so klingt wie der Beginn eines mäßig komischen Witzes, ist der Beginn der diesjährigen Harvard World Model United Nations, die von Deutschland aus gesehen, am anderen Ende der Welt stattfindet. In Australien, Melbourne. Allein die Reise dorthin kommt uns wie ein Abenteuer vor, doch wir ahnen schon, dass uns ab morgen ein noch viel größeres bevorsteht. 5 Tage lang werden wir mit 2000 Studenten aus 80 Ländern diskutieren, debattieren, argumentieren, philosophieren und sozialisieren.
Kurz nach der Ankunft in unserem Appartement werden Flaggen, Buttons, Reden und Skizzen untereinander ausgetauscht und so hoch gehandelt, als handele es sich dabei um Gegenstände von hohem Wert. Und in der Tat: in den nächsten Tagen dreht sich alles um unsere Länder, unsere Positionen, unsere Strategien.
Dabei repräsentiert die eine Hälfte unserer Delegation die Volkrepublik China, die andere die Arabische Volkrepublik Ägypten. Wir tauchen ein in Länder, die uns vorher fremd waren und identifizieren uns mit ihnen. Unsere Sätze beginnen ab jetzt mit „Ich als China“ oder „Bei uns in Ägypten“ – L’État, c’est moi!
Bereits seit Oktober 2012 bereiten wir uns auf die Konferenz vor. Nach zwei Rhetorik-Workshops, einem Wirtschafts-Workshop, einem interkulturellen Training, einem bayerischen und hessischen Simulationsspiel, einem Teambuilding-Wochenende, wöchentlichen Seminaren und Referaten, wollen wir uns nun beweisen.
Der erste Tag beginnt ruhig – die Ruhe vor dem großen Sturm? Nach dem unser Faculty Advisor uns angemeldet hat, bereiten wir uns auf die Opening Ceremony im Melbourne Exhibition & Convention Centre vor, in welchem auch die Konferenzen der nächsten Tage stattfinden. Das Gebäude ist ein riesiger Glassbau im Herzen der Stadt, den wir nun in angemessener Kleidung betreten: in Dirndl und Lederhosn, zwei von uns tragen sogar FC Bayerntrikots. Wir führen die Tradition, bei der Eröffnungsveranstaltung und dem darauffolgenden Social Event in der landestypischen Kleidung zu erscheinen, stolz fort. Die erstaunten Blicke sind uns gewiss, genauso wie die zahlreichen Fragen, ein Foto mit uns zu schießen.
Sollte die Opening Ceremony dazu dienen, auch den letzten der tausend Anwesenden mit MUN-Spirit zu infizieren, dann war ihre Mission erfolgreich. Als der gesamte Saal den Countdown von 60 runter zählt und dabei immer lauter wird, starren wir gebannt auf die Bühne. Jetzt geht´s los!
Nach nur wenigen Stunden Schlaf beginnt der erste Konferenztag. Voller Elan wollen wir alle möglichst früh da sein, um für uns die besten Plätze zu reservieren. Also, Button angesteckt, Unterlagen schnell eingepackt, Flagge umgehangen und Fliege zurecht gerückt.
In diesem Rhythmus geht es dann in den nächsten Tagen weiter: die ersten Wecker klingelten bereits um 6 Uhr. Mit der Tram dann schnell zum Konferenz-Center, um 9 Uhr die erste Sitzung, gegen 13 Uhr ein gemeinsames Mittagessen mit den Mitdelegierten, dann die zweite Sitzungsrunde, die zwischen 17 und 18 Uhr endete.
Zum Abendessen traf sich unsere Delegation in unserem Appartement, wo Erfolge, Ärgernisse, Verwirrung und Anekdoten ausgetauscht wurden. Doch viel Zeit zum Ausruhen hatten wir nicht, denn jeden Abend fanden an einem anderen Ort in Melbourne unter einem anderen Motto Social Events statt, die wir nicht verpassen wollten.
Der Freitag, der Abschlusstag, kam für uns alle zu schnell. Am Vormittag wurde noch über die Resolutionen abgestimmt und nach einem gemeinsamen Barbecue nahmen wir wieder Platz in dem Saal, wo wenige Tage zuvor die Opening Ceremony stattgefunden hat. Das soll es schon gewesen sein? Die WorldMUN, auf die wir monatelang hingearbeitet und hingefiebert haben, ist jetzt vorbei? Leider ja. Doch was jetzt beginnt, ist die Post-WorldMUN-Zeit, die sich auf unseren geschlossenen weltweiten Freundschaften, auf unseren Erfahrungen und Eindrücken, auf den neuen Ideen und Denkanstößen, die wir bekommen haben, aufbaut.
Die WorldMUN 2013 in Melbourne: 5 Tage so tun, als wäre man chinesischer oder ägyptischer Delegierter. 5 Tage im Anzug so tun, als könne man in das internationale Weltgeschehen eingreifen. 5 Tage Zeit um herauszufinden, dass man eine Rede auf Englisch vor 150 Mitdelegierten halten kann und andere von seiner Idee überzeugen kann. 5 Tage Zeit um herauszufinden, dass man mehr kann, als man selber von sich erwartet hätte.
Es war aufregend. Anstrengend. Unbeschreiblich. Spaßig. Die Liste lässt sich endlos fortsetzen – um es kurz zu machen: die Erfahrung auf der WorldMUN ist eine, die keiner von uns missen möchte. Doch die WorldMUN war die Kirsche auf der Sahnehaube eines sehr aufregenden Semesters, bei dem jeder von uns über sich hinausgewachsen ist und neue spannende Herausforderungen bewältigt hat.
geschrieben von Sahar